Gesellschaft

Rücksichtslos und unaufmerksam

Warum sind nur alle so rücksichtslos und unaufmerksam und schauen nur auf sich? Beispiel, gestern. Ich gestresst, furchtbar krasser Tag in der Arbeit, gerade noch so um 5 vor 5 fertig geworden im Labor, wie irre Zeug gepackt und zur Krippe gerannt, um 1 vor 5 da – puh geschafft. Der Kleine schreit, hat Hunger, will Aufmerksamkeit. Müsliriegel her, alles gut, Kleiner kuschelt, der Abend kann beginnen – denkste. In dem allgemeinen Chaos sind alle Betreuer weg, nur noch die Putzfrau, mein Kleiner und 2 Kindergartenkiddies die mich anschauen – holt uns keiner ab? Wir sind ganz allein :(. Also versucht die Kids zu beruhigen, ihnen Trauben gefüttert, sie zum Spielen mit meinem Kleinen animiert und verzweifelt versucht irgendwen von der Kita zu erreichen – ha nach 5, keine Chance. Keine Notfallrufnummer am Telefon, keine Kontaktliste auffindbar. Mann, da sind wir sogar in unserem Büro besser organisiert – Liste mit allen Handynummern und wichtigen Tel neben dem Telefon. Und dann, wenn man heute jemanden in der Kita anspricht – wie die sind nicht geholt worden – das geht ja nicht. Aha. Aber dass man vielleicht auch selber was falsch gemacht hat, wenn man einfach heimgeht ohne zu schauen, dass wirklich alle Eltern da sind, kein Spur. Gleich auf die anderen bösen nicht-abholenden Eltern los. War sicher ein Missverständnis oder vielleicht ist ja sogar was passiert, weshalb keiner abholen kam, aber nein, Reaktion typisch deutsch gleich mal: So geht`s ja nicht, die Kids müssen ja bis 5 geholt werden. Null gesunder Menschenverstand, null Empathie, alles muss immer nur nach den Regeln gehen, egal ob es Sinn macht oder jemand dabei auf der Strecke bleibt und gefühlt bleibt der Scheiss immer an mir hängen. Mann auf Geschäftsreise, ich Vollzeitjob, 18 Monate alten Sohn in der Früh fertig machen, in die Krippe hetzen (Ubahn-Chaos, oh mal wieder, wie schön), schon zu spät in der Arbeit, da allem hinterher hetzen, allen Leuten alles 3mal sagen müssen, keine gescheiten Infos kriegen, der Chef wälzt unangenehme Entscheidungen auf mich ab, Klasse. Das ganze immer gehetzt, mit vorgehaltener Pistole quasi, weil ja um 5 die Kita zu macht und er Kleine geholt sein muss. Dann liebe Mami sein, Geduld und Verständnis zeigen, wenn der Kleine selber laufen und ewig auf jeden Stein kraxeln will. Daheim mit dem Kleinen spielen, nebenbei irgendwie Essen machen, Zeug aufräumen blah blah. Der Kleine ist echt süß, isst super, aber ins Bett gehen dauert immer ewig. So 40-120 min mit Hand auflegen, schsch, Arghhh! Und im Kopf kommt: ich hab Hunger, ich muss noch Wäsche hinstellen, wenn er nicht bald schläft ist die vor 12 nicht fertig, dann krieg ich wieder nicht genug Schlaf und ich muss noch abspülen und aufräumen und Zeug für Morgen für die Kita und die Arbeit vorbereiten und er schläft verdammt noch mal einfach nicht! Warum muss er immer merken, wenn ich mich raus schleiche, ah. Und dann schlechtes Gewissen wenn man die Geduld verliert. Und mit allem, was man noch so muss fängt der Abend um 10 oder so endliche an. Ich platt, keine Energie mehr irgend was schönes oder sinnvolles zu machen. Sinnlos Serie gucken, schlafen. Hamsterrad fängt morgen wieder von vorne an. Und dann kriegt man noch so: Aber du hast doch alles, Mann, Kind, Job, ist doch super! Klar, keine schweren Krankheiten, keine „ernsthaften“ Probleme, alles super. Nein, eben nicht alles super. Ich fühl mich nur noch wie so ein Roboter, der immer funktionieren muss, von dem alle was wollen und der nie Zeit für sich hat und vor allem keine Energie mehr. 3 Wochen Urlaub über Weihnachten und ich fühlte mich danach null erholt. Ständiges allem hinterherlaufen: Scheiss-Behörden-Admin-Papierkrieg, Scheiss-Termindruck, Scheiss-Erwartungen der Familie, der Freunde der alles. Ich will es einfach nur alles hinschmeißen und neu anfangen. Mit Eltern, die noch leben und einem helfen können. Und einem Job wo jemand wenigstens ab und zu mal wertschätzt, dass man sich abrackert. Und einem Kind das schläft. Mann. Immer muss ich alles richten. Und mit meinem Kleinen kann ich nicht einfach Urlaub von meinem Leben nehmen. Der hat halt Bedürfnisse und zwar jetzt. Ich will hier raus.

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